Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit
www.baustein.dgb-bwt.de   DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.

 


Vorwort

Vorwort zur 3. Auflage 2008

Liebe Leserin,
lieber Leser,

Du hältst / Sie halten den Nachdruck 2008 des „Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ in den Händen. Der Nachdruck wurde notwendig, weil die beiden Auflagen von 2003 und 2005 vergriffen waren. Dabei vorgenommene Aktualisierungen und inhaltliche Ergänzungen wurden über das Bundesprogramm „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ gefördert. Auf eine vollständige inhaltliche Überarbeitung der umfänglichen Materialien wurde allerdings nicht nur aus finanziellen und zeitlichen Gründen verzichtet, sondern auch, um das Reflektionsniveau der ursprünglich 17-köpfigen Redaktionsgruppe – die in dieser Form nicht mehr existiert – in Bezug auf das theoretische und methodische Herangehen an die komplexe Thematik nicht-rassistischer Bildungsarbeit zu erhalten.

Um den Baustein gleichwohl benutzerInnenfreundlicher zu machen, haben wir uns entschieden:

  • dort inhaltlich Neues hineinzunehmen, wo wiederholt Aktualisierungsbedarf an das DGB-Bildungswerk Thüringen herangetragen wurde (dies gilt für die Aktivitäten Gummibärchenspiel in Teil B.3 und Refugee Chair in c.8);
  • sämtliche der in den Arbeitsmaterialien von Teil B und C angegebenen Links und Kontaktadressen sowie die Internetportale im Teil D auf ihre Aktualität hin zu überprüfen und ggf. zu korrigieren (außer Quellenangaben);
  • den Antidiskriminierungsteil C.10 im Hinblick auf rechtliche Neuerungen umfassend zu überarbeiten und damit einen Teil zu aktualisieren, zu dem nicht sehr viele andere Materialien im Zusammenhang mit nicht-rassistischer Bildungsarbeit vorliegen.

Rechtliche Neuerungen hat es auch in anderen Bereichen gegeben, wie z. B. zum Teil C.8 Migration. Hierzu stehen jedoch bereits viele gute Informationsquellen zur Verfügung. Wir möchten anregen, die zahlreichen Informationen und Materialien zu nutzen, die im Internet etwa unter www.migration-online.de oder auf den Seiten von Pro Asyl unter www.proasyl.de und anderen verfügbar sind.

Insofern hoffen wir, dass die vorliegende Auflage des Bausteins die Arbeit mit ihm deutlich erleichtert und freuen uns, dass ein Nachdruck zustande gekommen ist. Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass eine Mailingliste vieler BausteinnutzerInnen existiert, in der sich jede/r eintragen und eigene Aktualisierungen von Zahlen, Aktivitäten etc. verbreiten kann.

AutorInnen und Konzeptgruppe
Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit

Vorwort zur 2. Auflage 2005

Zu unserer großen Freude stieß die Neuauflage des „Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ auf großes Interesse: Bereits im Frühjahr 2005 waren die im Dezember 2003 gedruckten 3300 Exemplare vergriffen. Jetzt haben wir uns entschlossen, das Material mit kleineren Korrekturen nachzudrucken.

Mit dem Erscheinen der Neuauflage hat ein neuer Prozess der Auseinandersetzung mit Konzept und Themen des „Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ begonnen. Von Nutzern und Nutzerinnen bekamen wir eine Vielzahl von Rückmeldungen: Lob, aber auch Kritik, Anregungen, Weiterentwicklungen und Hinweise auf inhaltliche Lücken. In den von uns angebotenen TeamerInnenqualifikationen, thematischen Seminaren und Vorstellungen des Bildungsmaterials hatten und haben wir die Möglichkeit, diese zu diskutieren und neue Fragen an die nicht-rassistische und nicht-antisemitische Bildungsarbeit aufzugreifen. Dabei wurden wir an verschiedenen Punkten auf die fehlende Berücksichtigung migrantischer Perspektiven und die Reproduktion von Ausschlüssen – auch in unseren Seminaren – aufmerksam bzw. aufmerksam gemacht.

Ein Beispiel war bereits die Gestaltung des neuen Baustein-Covers: Wir hatten uns bei der Neuauflage gegen das vorherige Bild eines (positiv konnotierten) „schwarzen Schafs“ entschieden, da es den Blick ausschließlich auf rassistisch Diskriminierte richtet anstatt die rassistische und antisemitische Normalität der Mehrheitsgesellschaft in den Vordergrund zu rücken. Im Wohnzimmer-Hirsch glaubten wir ein Symbol gefunden zu haben, das aus unserer Perspektive für alltägliche deutsche Bürgerlichkeit, Patriotismus, Chauvinismus, geistige Enge und Ähnliches mehr steht, mit denen wir uns im Baustein kritisch auseinandersetzen. In Reaktionen auf das Cover hat sich dann aber gezeigt, dass es von Einigen wiederum als ausgrenzend empfunden wird, da der röhrende Hirsch ein kulturspezifisches Symbol ist, das sich nicht allen Menschen gleichermaßen vermittelt und das auch als (ironisch gewendeter) Bezug auf eine „deutsche Identität“ verstanden werden kann.

Daher stand für uns im letzen Jahr die Auseinandersetzung über Repräsentanz von Migrantinnen und Migranten als Teamende und Teilnehmende in der Bildungsarbeit und die Diskussion mit BildungsarbeiterInnen und TeilnehmerInnen mit Migrationshintergrund im Zentrum.

Neben der Einführung in die konzeptionelle Idee und die Themen des „Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ versuchen wir mit unseren Seminaren und TeamerInnenqualifikationen, solche aktuellen Diskussionen im Spektrum gesellschaftskritischer und nicht-rassistischer Bildungsarbeit aufzugreifen und – auch über den Rahmen unseres Bildungsmaterials hinaus – weiter zu entwickeln.

Deshalb haben wir z.B. im November 2005 ein Seminar zum Thema „Anti-islamischer Rassismus, Islam und politischer Islamismus“ durchgeführt, in dem wir die polarisierten Debatten über islamische Alltagsorientierungen, Kritiken des politischen Islamismus und anti-islamischen Rassismus in der BRD eingehender beleuchtet haben.

Die aktuelle Debatte um Formen der Kapitalismuskritik – und den Zusammenhang zwischen verkürzten Formen der Kritik mit Antisemitismus und Antiamerikanismus – ist für uns ein Anlass, uns mit dem Erklärungswert kapitalismuskritischer Ansätze für eine nicht-rassistische und nicht-antisemitische Bildungsarbeit neu zu beschäftigen – was Eingang finden wird in unser Ökonomie-Seminar im Herbst 2006.

Das Verhältnis von gesellschaftskritischer Bildungsarbeit zu politischer Intervention und bestehenden sozialen Bewegungen ist ein weiterer Diskussionsstrang, den wir in unsere Arbeit als Projektgruppe aufgenommen haben und mit anderen diskutieren wollen.

Für all diese weiterführenden Diskussionen sind Konzept, Methodik und Inhalte des „Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ ein fruchtbarer Ausgangspunkt. In dem vorliegenden Nachdruck haben wir neben der Korrektur von Rechtschreibfehlern einzelne inhaltliche Fehler beseitigt (siehe nebenstehende Korrekturliste) – ansonsten ist er gegenüber der Erstauflage unverändert. Außerdem sind auf der neuen CD jetzt alle Dateien dort zu finden, wo sie angekündigt sind.

Wir wünschen euch eine gute Arbeit mit dem Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit und uns weiterhin so viele Anregungen und interessante Dis­kussionspartnerinnen und -partner für eine gemeinsame Weiterentwicklung der nicht-rassistischen und nicht-antisemitischen politischen Bildungsarbeit.

Eure Projektgruppe
Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit

Vorwort zur 1. Auflage 2003

Im September 1998 veröffentlichte das DGB-Bildungswerk Thüringen e. V. die erste Auflage des Bausteins zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Bereits zwei Jahre später waren die 2 600 Exemplare vergriffen. Der Ansatz, Antirassismus nicht als Sonderthema für Extra-Seminare zu verstehen, sondern als Prinzip in allen Seminaren zu verankern, fand großen Zuspruch innerhalb und außerhalb der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit.

Die Arbeit mit dem Baustein zeigte seine Stärken, aber offenbarte auch Defizite. Ein unveränderter Nachdruck kam deshalb nicht in Betracht. Im Herbst 2001 wurde auf einer Tagung zur anti-rassistischen Bildungsarbeit in Sprockhövel entschieden, mit der Planung für eine Neuauflage zu beginnen. Ermutigt und motiviert wurden wir durch die positiven Rückmeldungen zur Erstauflage, aber auch durch einige kritische Kommentare. Viele konkrete Hinweise von TeamerInnen, Gewerkschaften und Bildungsträgern über ihre Praxiserfahrungen mit dem Material sind in die Neuauflage eingeflossen.

Der neue Baustein baut auf der Struktur seines Vorgängers auf. Er beinhaltet jedoch Themen, die der alte Baustein vernachlässigt hatte und Fragestellungen, die sich erst in der jüngeren Diskussion entwickelten. So setzt sich der neue Baustein ausführlich mit Antisemitismus und Nationalismus auseinander und bemüht sich um ein weiterentwickeltes Verständnis von Rassismus. Mehrere Kapitel des alten Bausteins wurden komplett überarbeitet bzw. umfangreich ergänzt. Ein Teil der vergriffenen Materialien wird, überwiegend neu bearbeitet, wieder zur Verfügung gestellt.

Das Ergebnis konnte nur dank der Unterstützung vieler Personen und Organisationen zu Stande kommen, von denen hier nur einige namentlich erwähnt werden können: Petra Wlecklik hat mit KollegInnen vom IGM-Bildungszentrum Sprockhövel viele Erfahrungen an uns weitergegeben, wie Nicht-Rassismus zum Prinzip „normaler“ Seminare werden kann. Ali Bostanci, Martin Dornis, Goska Daniszewska, Günter Meier, Gila Millan-Dingler, Kirsten Neumann, Simon Schnellrieder, Heidi Schöpfer, Jörn Walenta, Erik Weckel, Melanie Stamer und Susanne Pancratz steuerten in der Start- und Experimentierphase Ideen und Vorschläge bei. Zahlreiche Initiativen und Personen stellten freundlicherweise Texte und Aktivitäten zum Nachdruck zur Verfügung. Anke Heiser, Kirsten Döring und Ingolf Seidel vom Projekt „Kein Bammel“ standen uns als wertvolle DiskussionspartnerInnen bei der Entwicklung des Thementeils Antisemitismus zur Verfügung. Durch die finanzielle Förderung aus dem Bundesprogramm „entimon – gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus“ und die Abnahme von 1 000 Exemplaren durch das Ressort Jugendarbeit und -politik beim Vorstand der IG Metall konnte das Vorhaben schließlich umgesetzt werden. Der stipendiatische Soli-Fonds der Hans-Böckler-Stiftung bezuschusste die Druckkosten.

Wir wünschen uns, dass sich viele Personen und Gruppen das vorliegende Material aneignen, bei Bedarf verändern oder ergänzen und für ihre Bildungsarbeit nutzbar machen. Wir stehen als DiskussionspartnerInnen und ReferentInnen für Fortbildungen zur Verfügung, unterstützen Seminarteams, die mit dem Baustein arbeiten wollen und beraten Bildungsträger, wie Seminarkonzepte so gestaltet werden können, dass Rassismus nicht reproduziert, sondern reflektiert und abgebaut wird.

Wir freuen uns über eure Rückmeldungen, Meinungen und Vorschläge und erwarten mit großem Interesse die weitere Diskussion um antirassistische Bildungskonzepte.

Michael Ebenau
Vorsitzender DGB-Bildungswerk Thüringen e. V.

AutorInnen- und Konzeptgruppe
Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit

Korrekturen und Aktualisierungen in der 3. Auflage

Folgende Texte wurden in der 3. Auflage 2008 im Vergleich zur 2. durchgesehenen Auflage 2005 und der 1. Auflage 2003 geändert:

Aktualisierung von Links und/oder Kontaktadressen auf den Seiten: 88, 182, 204, 311, 373, 374, 377, 379

S. 54-56b: Neue Variante der AKTIVITÄT, neue Seiten 56 a, b

S. 132: Verfügbarkeit des Materials geprüft und Hinweis zugefügt

S. 141: Korrektur Rechtschreibung im Titel

S. 193: Wortänderung (befindet – befand) im Text nach Prüfung Link

S. 308: Ergänzende Information zu den biografischen Daten der Interviewten

S. 321: Ergänzende Angabe zu Flüchtlingszahlen UNHCR

S. 340-342: AKTIVITÄT überarbeitet und Datenmaterial aktualisiert

S. 360: Kontaktadresse ergänzt, Filmtitel hinzugefügt

S. 376: Grafik aktualisiert

S. 393: Hinweis auf Auflösung Callcenteroffensive, Links aktualisiert

S. 406: Hinweis auf Antidiskriminierungsgesetz in ARBEITSPAPIER eingearbeitet

S. 409-411: Neues ARBEITSPAPIER

S. 412: Geändertes ARBEITSPAPIER

S. 423: Hinweis auf Antidiskriminierungsgesetz in ARBEITSPAPIER eingearbeitet

S. 431: Internetportale auf Aktualität überprüft, zwei ersetzt

–CD

B 4: AKTIVITÄTGehorsam und Ungehorsam: E-Mail-Adresse korrigiert

B 6: METHODEForumtheater: Kontaktadresse ergänzt

C 8: AKTIVITÄT Refugee Chair: Enthält zusätzliche Materialien zur aktualisierten Printversion

C 9: ARBEITSPAPIER – Arbeitszwang: Link gestrichen

Korrekturen in der 2. Auflage

Folgende Texte wurden in der 2. durchgesehenen Auflage 2005 im Vergleich zur 1. Auflage 2003 korrigiert:

S. 167: Fehler im Kasten korrigiert.

S. 256: Seitenangabe korrigiert.

S. 298/299: Überarbeiteter und aktualisierter Text (zu den Änderungen siehe dort).

S. 354: Zahl korrigiert (Unterernährung weltweit).

S. 368: Vergrößerte Grafik.

S. 369-372: Überarbeitete Spielanleitung.

S. 429: Falscher Name der IDA korrigiert.

Der Text ARBEITSPAPIEREine Eins in Deutsch reicht nicht. C.10, –CD , auf den in der Planungshilfe von KAPITEL C.10 verwiesen wird, fehlte in der alten Ausgabe. Er findet sich jetzt auf der CD.

Übersicht
A
Idee, Hintergrund, Konzeption
B.1
Jetzt geht's los!
B.2
Erfahrungen
B.3
Gesellschaft begreifen
B.4
Tu was!
B.5
Wie die Zeit verging
B.6
Themenungebundene Methoden
C.1
Von Vor- und anderen Urteilen
C.2
Antisemitismus entgegentreten
C.3
Rassismus als gesell. Verhältnis
C.4
Rassismus und Sprache
C.5
Sicherheit und Gewalt
C.6
Rechte Bilderwelten
C.7
Nation und Nationalismus
C.8
Migration
C.9
Weltarbeit und Wirtschaftswelt
C.10
Diskriminierung
D
Literatur, Medien, Adressen
E
Register, Inhalt
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