Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit
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Einführung
Erfahrungen stehen im Zentrum des Lernens
Wenn Seminare ein Raum für Erfahrungen sein sollen,
Lernen ist eine Bedürfnisbefriedigung: die Befriedigung des Bedürfnisses, meine soziale, kulturelle und natürliche Umwelt zu erkennen, sie mir anzueignen, zu gestalten und mich in ihr zu bewegen. Wenn ich lerne, erweitere ich damit meine Handlungsmöglichkeiten. Ich kann nach dem Lernen etwas, was ich vorher noch nicht konnte. Was ich kann, kann ich nutzen, um meine Umwelt so mit zu gestalten, wie ich das gerne möchte. Dabei setzt Lernen Kommunikation voraus. Wir lernen von anderen, mit anderen, durch andere, wir lernen durch den Austausch von Informationen zwischen Menschen und unserer Umwelt. Dieser Austausch ist in der Regel ein aktiver Prozess der Aneignung. Beim Lernen findet eine sinnliche Aneignung unserer Umwelt statt. Wir lernen optisch und auditiv, wir tasten und begreifen, wir riechen und schmecken, sprechen, nehmen Temperatur und Schmerz wahr, spüren Ungleichgewichte. Unsere Kommunikation ist vielfältig. Die vielen Eindrücke, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren, sammeln wir, speichern sie in unserem Gehirn und gleichen sie beständig aufs Neue mit unseren neuen Erfahrungen ab. Dabei werden die alten Erfahrungen bestätigt, verworfen, überlagert, verändert, erweitert. Erfahrungen stehen im Zentrum des Lernens. In den Erfahrungen spiegelt sich das Verhältnis der Menschen zu den gegebenen Bedingungen, spiegeln sich die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Wirklichkeit gesellschaftlicher Machtverhältnisse. „Die täglichen Erfahrungen der KollegInnen am Arbeitsplatz, im Betrieb, in der Erwerbslosigkeit, in der Familie, in der Freizeit, im Wohnbereich usw. beinhalten konkrete Kenntnisse aus Erfahrung über die Wirklichkeit gesellschaftlicher Verhältnisse und die daraus entstehenden Lebensweisen. Diese Lebenswirklichkeit kann von niemand anderem angemessener beschrieben, dokumentiert, erforscht und verändert werden als von den jeweils darin Arbeitenden und Lebenden selbst. Hier sind die KollegInnen die ExpertInnen“ (Hesch / Meier 1990, S. 29). Die Aufgabe des Bildungsprozesses ist es, Typisches und Gemeinsames in den Erfahrungen der Individuen zu ermitteln, Verallgemeinerbares zu entdecken und als kollektive Erfahrung zu heben. Es gilt aber auch Widersprüche aufzugreifen, weil sie die Widersprüche der Wirklichkeit zeigen. „Erfahrungen zu heben“ ist ein Aneignungsprozess, der zwischen Individuellem und Kollektivem, Einzelnem und Allgemeinem vermittelt. In den Erfahrungen liegen immer auch schon Spuren zu Alternativen zum Bisherigen. Ein emanzipatorischer Bildungsprozess ist nicht durch Übertragung von Faktenwissen zu erreichen. Wollen wir in der Bildungsarbeit einen handlungsorientierten Lernprozess anstoßen, müssen wir die konkreten Erfahrungen der TeilnehmerInnen in das Seminar hineinholen und sie zum Ausgangspunkt sowie dauernden Bezugspunkt machen. Dementsprechend muß der Erfahrungshebung Raum gegeben werden. Wie dies geschehen kann, wird im KAPITEL B.2, ERFAHRUNGEN beschrieben. Literatur:
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Download: A-Erfahrungen.pdf |