Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit
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Einführung
Zur Konzeption von Seminaren: Phasenorientierung und Themenorientierung Warum der Baustein doppelt strukturiert ist Wie plane ich ein Seminar, und wie berücksichtige ich dabei Rassismus? Es gibt viele verschiedene Wege, ein Seminar zu konzipieren. Manche haben ein sehr konkretes Thema, das behandelt werden soll, und das gesamte Seminarkonzept rankt sich darum. Manchmal geht es um allgemeinere Inhalte, wie beispielsweise die Zukunft der Arbeit. Manchmal steht eher ein handlungsbezogenes Ziel im Mittelpunkt, zum Beispiel die Stärkung des Betriebsrates oder der Aufbau einer Jugendgruppe. Je nachdem, „was beim Seminar herauskommen soll“, gehen wir unterschiedlich an die Seminarkonzeption heran. Und das hat Auswirkungen darauf, wie wir Rassismus als Seminarthema einplanen können. Auch wenn die Planung von Seminaren sehr unterschiedlich aussieht, so kann man rückblickend immer zwei Ebenen ausfindig machen: Ein Seminarthema (oder mehrere Themen) und verschiedene Seminarphasen. Mit der Struktur des Bausteins versuchen wir, diesen zwei Ebenen gerecht zu werden und Zugänge sowohl für eine themenorientierte als auch für eine phasenorientierte Seminarplanung zu schaffen. Deshalb machen wir in Teil B des Bausteins Vorschläge, wie Rassismus in den einzelnen Seminarphasen berücksichtigt werden kann, und in teil c Vorschläge für unterschiedliche thematische Zugänge zu Rassismus. Das differenzierte Phasenschema: Orientierung – Analyse – Handlung„Lehr- und Lernprozesse verlaufen nicht linear, sondern sind im besten Fall als ein schwingender, variierender, auf den (Subjektbildungs-) Prozess abgestimmter Rhythmus zu verstehen.“ (Hesch / Meier 1990, S. 166) Das hier vorgeschlagene Phasenmodell ist nicht nur eine Strukturierungshilfe für die Planung, sondern es folgt einem inhaltlich-didaktischen Konzept politischer Bildung. Das Modell „Orientierung – Analyse – Handlung“ geht davon aus, dass die Teilnehmenden Ausgangs- und Mittelpunkt des Bildungsprozesses sind. Es orientiert auf das gemeinsame Handeln und setzt sich deshalb analytisch und kritisch mit den bestehenden Verhältnissen auseinander. Die Orientierungsphase soll den TeilnehmerInnen Möglichkeit bieten, sich kennen zu lernen: sowohl persönlich als auch bezogen auf ihre individuelle Lebenssituation (Vorstellung). Die Erwartungen, Interessen und Zielvorstellungen der Einzelnen und der Gruppe sollen herausgearbeitet werden. Zur Orientierungsphase gehört auch, die Erfahrungen der Teilnehmenden zu ermitteln, darzustellen und gemeinsam zu diskutieren (Erfahrungshebung). Wir messen der Erfahrungshebung eine wichtige Rolle zu, denn unsere Erfahrungen sind der Ausgangspunkt auch für die Analyse- und Handlungsphase. An der Schnittstelle zwischen Orientierungs- und Analysephase werden gemeinsam Fragen entwickelt, Probleme und Konflikte dargestellt und Schwerpunkte für den weiteren Seminarverlauf festgelegt. Hier können Hypothesen über gesellschaftliche Zusammenhänge gebildet werden. In der Analysephase werden subjektiv relevante Themen und Fragenkomplexe er- und verarbeitet. Dies geschieht unter Heranziehung vertiefenden Materials, Positionen, Theorien und Hintergründen. Oft sind auch weitere Recherchen und Exkursionen dienlich. In dieser Phase sollen die gesellschaftlichen Zusammenhänge erkannt und bewertet werden. In der Handlungsphase können die bereits in der Orientierungs- und Analysephase skizzierten Handlungsentwürfe konkretisiert werden. Hier geht es auch um Utopiebildung. Es gilt schließlich, aus der Analyse und Wertung der Lebenswirklichkeit alternative Modelle und Ansätze zur Verwirklichung von gemeinsamen Zielen zu entwickeln. Optimal ist es, wenn bereits konkrete Schritte oder Projekte entstehen, die über das Seminar hinauswirken. Und zum Schluss: Auch das Ende gehört zum Seminar. Es gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu formulieren, was gut war und was nicht, welche Fragen offen geblieben sind – und vielleicht auch, was beim nächsten Seminar spannend wäre. Orientierungsphase, Analysephase und Handlungsphase können ein gesamtes Seminar strukturieren, aber sie finden sich auch in einzelnen Seminarabschnitten wieder: Bereits in der Orientierungsphase vergleichen wir Neues mit unseren Erfahrungen, analysieren und handeln. Allerdings nicht immer streng in dieser Folge, sondern variierend: Orientierung, Analyse, Handlung, Orientierung, Handlung, Analyse, Handlung, Orientierung, … Alle Lernprozesse vollziehen sich phasenartig: Erst muss ich ein Problem als „meins“ erkennen, bevor ich mich überhaupt damit beschäftige. Ich muss erkennen, dass mir, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetze, eine größere „Verfügungsmöglichkeit“ über meine Umwelt zukommt. Das Phasenmodell ist daher kein Korsett, in das Bildungsprozesse gepresst werden sollen, sondern ein Instrument, um Seminare subjektbezogen, analytisch und handlungsorientiert planen und prozessorientiert umsetzen zu können. Thematische ZugängeDie detaillierte Beschäftigung mit einem relativ konkreten Thema kennen wir aus unseren eigenen Bildungsbiografien, z.B. aus der Schule. Die dort gemachten Erfahrungen können uns wertvolle Hinweise geben, wann die Auseinandersetzung mit einem Thema interessant und weiterführend ist und wann nicht:
Literatur:
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Download: A-Seminare.pdf |