Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit
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C.5

Thema: Sicherheit
PLANUNGSHILFE

C.5 Thema: Sicherheit; Planungshilfe

„Sicher ist sicher“

Sicherheit, Gewalt und Kriminalität

Für viele TeilnehmerInnen unserer Seminare sind Sicherheit und die Angst vor Kriminalität wichtige Themen. Unsere Erfahrung ist jedoch auch, dass die Diskussion über diese Themen sehr schwer ist, weil sie fast ausschließlich emotional geführt wird.

Sicherheit und Kriminalität waren Wahlkampf- und Medienthema Nummer Eins der späten 90er Jahre und sind bis heute als solche aktuell. Da die PolitikerInnen auf die soziale Verunsicherung vieler Menschen keine Antworten geben können, lenken sie die Diskussion auf die „Innere Sicherheit“. Dort definieren sie selbst das Problem-Feld („Organisierte Kriminalität“, „Ausländerkriminalität“, „Jugendkriminalität“, „Kinderkriminalität“), propagieren die ihrer Ansicht nach notwendigen und erfolgreichen Konsequenzen (verdachtsunabhängige Personenkontrollen, Abschiebung von AusländerInnen, geschlossene Heimunterbringung für Kinder, Schengen-Informationssystem ...) und erwecken damit (zumindest kurzfristig) den Eindruck, sie hätten die gesellschaftlichen Probleme im Griff. Die öffentlichen Debatten darüber finden bereits in einer emotionalisierenden Art und Weise statt – um Zustimmung für repressive Maßnahmen zu erhalten, bekommen die ausführlichen Schilderungen von Gewalt und Kriminalität viel Raum. So stand im Zuge von Berichten über sexualisierte Gewalt an Kindern etwa nicht das Thema an sich im Vordergrund, sondern die Debatte um die Bestrafung von sogenannten „Kinderschändern“ (um wessen „Schande“ geht es bei dem Begriff eigentlich?). Die datenschutzrechtlich bedenkliche Einführung von DNA-Speicheltests wurde bereitwillig unterstützt.

Die Kriminalitätsrate und das Risiko, Opfer zu werden, werden in der Regel viel höher eingeschätzt als sie wirklich sind. Die von Politik und Medien geschürte Täterwahrnehmung und die Bereitschaft zu Verallgemeinerung führen dazu, dass bestimmte Gruppen, oft die „kriminellen Ausländer“, als bedrohlich wahrgenommen werden. Deshalb verknüpfen sich in dieser Diskussion Rassismus und autoritäre Wünsche nach einem „Durchgreifen“ von Staat und Institutionen.

Unsere Thesen / Zielsetzungen

Es soll in dem folgenden Kapitel darum gehen, die Diskussion von der emotionalen auf die sachliche Ebene zu lenken. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, die Angst oder eventuelle direkte Opfererfahrungen von einzelnen in der Gruppe zu negieren und nicht ernst zu nehmen, sondern darum zu analysieren, wo unsere Ängste herkommen bzw. wie sie geschürt werden und welche Möglichkeiten es gibt, mit Unsicherheitsgefühlen umzugehen.

  • Zunächst wollen wir mit Hilfe der Begriffe „Sicherheit“ und „Gefahr“ herausarbeiten, welche Dimensionen Sicherheit und Gefahr haben und dass diese nicht immer mit Kriminalität verbunden sind. Wir haben bewusst nicht den Begriff Kriminalität gewählt, weil er die Assoziationsbreite einschränkt.
  • Wir fragen uns, ob die Menschen wirklich mehr Angst haben als „früher“, und was die Gründe dafür sind.
  • Wir wollen uns mit der Frage auseinandersetzen, warum trotz sinkender Kriminalitätsraten die Angst in der Gesellschaft zuzunehmen scheint.
  • Wir setzen uns mit der Funktion der Debatte um die sogenannte „Ausländerkriminalität“ auseinander.
  • Wir arbeiten die verschiedenen Interessen (Politiker, Medien, Einzelhandel, Individuen) an dieser Debatte heraus.
  • Wir wollen einen Austausch darüber ermöglichen, was uns jeweils ein größeres Sicherheitsgefühl verschaffen kann und wo wir darauf selber Einfluss nehmen können.

Was & Wie? Inhalte und Methoden

Diskussion um das eigene Verständnis von (Un-)Sicherheit:

Die unterschiedlichen Ebenen von Gewalt erkennen und benennen:

Diskussion um das eigene Verständnis von Gewalt und Kriminalität sowie die unterschiedlichen Einschätzungen innerhalb der Gesellschaft:

Die Debatte um die sogenannte „Ausländerkriminalität“ hinterfragen:

Täter und Opfer sind nicht immer nur die anderen. Wir setzen uns mit der Situation von TäterInnen, Opfern und ZuschauerInnen auseinander und erarbeiten uns so einen Blick auf die verschiedenen Perspektiven einer Situation:

Tipps für TeamerInnen

TeamerInnen sollten darauf achten, dass die Diskussion möglichst sachlich geführt wird und die Diskussion über reißerische Einzelbeispiele (die zu diesem Thema eigentlich immer zahlreich berichtet werden) möglichst kurz gehalten wird.

Übersicht
A
Idee, Hintergrund, Konzeption
B.1
Jetzt geht's los!
B.2
Erfahrungen
B.3
Gesellschaft begreifen
B.4
Tu was!
B.5
Wie die Zeit verging
B.6
Themenungebundene Methoden
C.1
Von Vor- und anderen Urteilen
C.2
Antisemitismus entgegentreten
C.3
Rassismus als gesell. Verhältnis
C.4
Rassismus und Sprache
C.5
Sicherheit und Gewalt
C.6
Rechte Bilderwelten
C.7
Nation und Nationalismus
C.8
Migration
C.9
Weltarbeit und Wirtschaftswelt
C.10
Diskriminierung
D
Literatur, Medien, Adressen
E
Register, Inhalt
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